Im Bereich der manuellen Rollstühle für Querschnittspatienten wird oft das Gewicht als entscheidendes Kriterium genannt Das nimmt bei den Anbietern oftmals übertriebene Züge an, wenn beispielsweise nur noch das Gewicht des Rahmens angegeben wird, um gegenüber dem Wettbewerb zu punkten. Aber an „leicht, leichter am leichtesten“ ist viel Wahres dran. Für einen Rollstuhlfahrer, der seinen Rollstuhl selbst ins Auto verlädt, sind jede 100 Gramm Gewichtsersparnis eine Hilfe. Auch für einen Tetraplegiker mit eingeschränkter Armkraft und Handkraft können 1-2 kg weniger entscheidend sein. Besonders wenn er welliges Terrain bewältigen muss. Grundsätzlich sind aber die Einstellungen des Schwerpunktes wesentlich entscheidender für die Fahreigenschaften als das Gewicht. Auf die perfekte Positionierung sollten Sie zusammen mit Ihrem Reha-Techniker besonderes Augenmerk richten. Weitere wichtige Kriterien sind ermüdungsarmes Sitzen und die leichte Verladbarkeit des Rollstuhls.

Es sind drei Punkte, die für eine optimale Kraftübertragung sorgen: Die richtige Einstellung des Schwerpunkts, die passende Konstruktion und ein leichtes Gewicht des Rollstuhls. Allerdings spielt letzteres eine viel geringere Rolle als oftmals gedacht.
Starrrahmen-Rollstühle sind Rollstühle, die sich nicht über eine Schere falten lassen. Ihre Grundkonstruktion besitzt eine große Steifigkeit. Diese sorgt dafür, dass die in die Antriebsräder gegebene Schubkraft zum allergrößten Teil in die Bewegung der Räder und nur ganz gering in eine Bewegung der Konstruktion umgesetzt wird. Bei faltbaren Aktivrollstühlen oder Adaptivrollstühlen gewährleistet eine doppelte Kreuzstrebe diese Eigenschaft. Darüber hinaus lässt sich bei einigen Starrrahmen-Rollstühlen die Sitzposition unabhängig von der Radposition verstellen. Durch diesen Einstellmechanismus kann für Sie bei konstanten Sitzeigenschaften eine optimale Balance gefunden werden. Diese ist überwiegend dafür verantwortlich, dass die Armkräfte ohne große Verluste in Vortrieb umgesetzt werden können.

Für Patienten mit einer inkompletten Querschnittslähmung und dem sportlich aktiven Paraplegiker stellt sich diese Frage weniger. Denn Kreislauf und Stoffwechsel sind trainiert. Vielfacht ist sogar das Umsetzen in ein passendes Stehbrett zur Prophylaxe von Osteoporose oder Sehnenverkürzungen (Kontraktur) möglich. Im Beruf kann das Aktiv-Stehen im Rollstuhl allerdings wichtig sein, um z.B. Aktenschränke besser zu erreichen. Die Finanzierung dieses zusätzlichen Rollstuhls erfolgt dann i.d.R. über die Integrationshilfe oder die Rentenversicherung.
Wenn Ihre Armfunktion und/oder Handfunktion zum selbständigen Umsetzen in ein Steh-Brett nicht mehr ausreicht, kann Ihnen ein Rollstuhl mit Stehfunktion im häuslichen Bereich helfen und Ihnen regelmäßiges Training und Zugang zu höheren Schrankfächern ermöglichen. Stehen im Aufstehrollstuhl kann auch eine Spastik in den unteren Extremitäten dämpfen. Auch für das Stehtraining gilt regelmäßig und häufiger ist wirksamer als lang und selten.

Wenn bei einer Querschnittslähmung die Armkraft und Handkraft zum Vortrieb eines manuellen Rollstuhls nicht ausreichen, sollten Sie sich für einen Elektrorollstuhl entscheiden. Wichtig ist hier die richtige Positionierung. In jedem Fall sollte der Rollstuhl eine Sitzwinkelverstellung („Kantelung“) aufweisen. Verbringen Sie den ganzen Tag im Rollstuhl, sollte eine Rücken- und Beinwinkelverstellung hinzukommen. Kissen zur Dekubitusprophylaxe und ein Rücken mit Haltesystem können die Ausstattung komplettieren. Besonders dann, wenn die Rumpfstabilität eingeschränkt ist. Eine Stehfunktion im Rollstuhl kann die Dekubitusprophylaxe ergänzen und helfen, den Kreislauf zu stabilisieren. Wenn Sie auf eine Rückenwinkelverstellung verzichten und nur auf eine Kantelung zurückgreifen, beachten Sie bitte, dass die vollständige Entlastung des Gesäßes erst bei einer Kantelung ab ca. 45° erreicht wird. Da für viele Patienten dieser Winkel unangenehm ist, empfehlen wir die Kombination von Rückenwinkelverstellung mit Kantelung, weil dort mit wesentlich weniger Kippung eine vollständige Entlastung des Gesäßes erreicht werden kann. Außerdem kann der Beckenwinkel geöffnet werden, was Kontrakturen in diesem Bereich vorbeugt.

Ist die Handfunktion bei einer Querschnittslähmung sehr eingeschränkt, kann auf spezielle Joystick-Steuerungen (Mini-Joystick, Micro-Joystick oder 0-Weg-Joystick) zurückgegriffen werden.So können Sie mit extrem wenig Kraft und/oder extrem wenig Weg den Rollstuhl steuern. Die Auswahl an Joysticks ist vielfältig. Hier lässt sich eigentlich immer eine Lösung finden. Wenn Hände und Arme eine sichere Fahrt nicht mehr gewährleisten, können Joysticks auch als Kinnsteuerung genutzt oder eine Kopfsteuerung eingesetzt werden. Bei diesen Steuerungsarten ist darauf zu achten, dass Sie nach Hineinsetzen in den Rollstuhl richtig positioniert werden. Sonst erreichen Sie den Joystick nicht richtig. Ein Gleitsitz kann dem Pflegepersonal das Positionieren erleichtern. Ferner muss darauf geachtet werden, dass beim Verstellen des Rückenwinkels der Versatz äußerst gering ist. Sonst verlieren Sie die Kontrolle über den Joystick. In vielen Fällen sind eine Drehpunktverschiebung oder ein Gleitrücken notwendig, um diese Anforderung zu erfüllen.

Die Steuerung technischer Geräte vom Rollstuhl aus hilft Patienten mit hohem Querschnitt, ihre Selbständigkeit zu bewahren. Für eine Umfeldsteuerung muss die Elektronik des Rollstuhls Ergänzungen durch besondere Adapter erlauben. Über den Joystick können dann Smartphone, Computer, Fernseher, Türen etc. gesteuert werden. Wir empfehlen, steuerungsfähige Geräte frühzeitig zu beantragen, damit Sie sich mit der Nutzung vertraut machen können. Achtung! Bei funkgesteuerten Geräten wie Tür- und Fensteröffner kann eine Anpassung zeitaufwendiger sein.

Wir haben bei vielen Patienten mit einer hohen Querschnittslähmung erlebt, dass ein Rollstuhl mit Stehfunktion den Kreislauf stabilisiert, sowie Atmung und Verdauung erleichtert. Auch die Entlastung des Gesäßes und die Verlagerung des Gewichts auf Füße und dienen der Dekubitusprophylaxe. Zudem ist ein regelmäßiges, kurzes aber sich wiederholendes Stehtraining gut zur Vorbeugung von Osteoporose und Sehnenverkürzungen in den Gelenken (Kontraktur). Die Kombination von Rollstuhl und Stehtraining hat den Vorteil, dass Sie die Trainingszeiten selbst bestimmen können. Nämlich so, wie sie in Ihren Tagesablauf passen bzw. sich mit anderen Aktivitäten verbinden lassen (Fernsehen, Zeitung lesen…). Ein häufiges und regelmäßiges Training wird zur Stabilisierung Ihrer Gesundheit beitragen. Für einen Stehtrainer müssen allerdings kleinere Einschränkungen in der Geländegängigkeit des Rollstuhls in Kauf genommen werden. Wir empfehlen in jedem Fall, die Stehfunktion vorher auszuprobieren und sich durch den Reha-Fachberater Ihres Vertrauens beraten zu lassen. Die Versorgung mit einer Stehfunktion sollte so früh wie möglich angegangen werden, da die Kostenträger bei Stehrollstühlen in der Regel besonders (zeit)intensiv prüfen.